Panorama - die Reporter

Die Schwulenheiler 2

Dienstag, 07. April 2015, 21:15 bis 21:45 Uhr

Ein Mann auf einer Liege, im Vordergrund steht ein Arzt im Kittel.

"Homosexualität ist eine Krankheit", sei "abnorm", so etwas "wie Kälber mit zwei Köpfen". Für "Die Schwulenheiler" stieß unser Reporter Christian Deker auf solch rigide Abneigung und Ablehnung.

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Ein Pfarrer aus Niedersachsen hatte gegenüber Panorama erklärt, Homosexualität sei nicht Gottes Wille. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister hat nun widersprochen.

Kirchturm evangelische Martins-Kirche Hohnhorst.

Die Mehrheit der evangelischen Kirche gilt als liberal. Doch unter ihrem Dach gibt es auch strenggläubige Gruppen, die Homosexualität ablehnen und sogar heilen wollen.

Er, selbst schwul, traf sogar Ärzte, die Homosexualität für eine psychische Fehlentwicklung und damit für therapierbar halten - mit Hilfe von Gebeten, Homöopathie und Exorzismus.

"Homosexualität - Fragen und Antworten"

Auf "Die Schwulenheiler 2" haben wir einige Zuschriften bekommen. Darunter viel Zuspruch - aber auch Unverständnis. Und ein Buch mit Tipps zur "Heilung" der Homosexualität.

Jetzt geht die Geschichte weiter: Denn Christian Deker trifft auf Menschen, die das gleiche erlebt haben wie er. Und nicht nur christliche Hardliner lehnen Homosexualität ab, auch in den evangelischen Landeskirchen glauben einige, Homosexualität sei Sünde und ließe sich therapieren.

Bastian Melcher

Ein schwuler NDR Reporter hatte Ärzte getroffen, die seine Homosexualität wegtherapieren wollten. Neue Recherchen zeigen, dass offenbar nicht nur er so etwas erlebt hat.

Ein Schild auf einer Demonstration mit Piktogrammen von einer Familie und homosexuellen Paaren und dem Schriftzug: "Nicht gleichwertig".

Bin ich krank? Christian Deker, schwul und Panorama-Reporter, besuchte Ärzte, die offenbar seine sexuelle Orientierung ändern wollen. Eine Reise in die homophoben Winkel der Republik.

Kritik an unserer Berichterstattung - Stellungnahme der Redaktion

Die Bundesärztekammer, der Weltärztebund und die "Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde" stellen eindeutig und übereinstimmend fest, dass Homosexualität keine Krankheit ist und deshalb keiner Therapie bedarf. Sogenannte "Konversionstherapien" seien nicht nur wirkungslos, sondern könnten sogar schädlich sein. Wer angebliche "Veränderung" nahelegt oder verspricht, nehme dabei ernste gesundheitliche Schäden bei Homosexuellen in Kauf, die sich zum Beispiel in Depressionen bis hin zu Suizidgedanken ausdrücken können.

Auch die Haltung, dass Homosexualität Sünde sei, wird von Wissenschaft und Medizin kritisiert. Prof. Peer Briken sagt: "Sowohl aus ärztlicher Sicht als auch als Sexualwissenschaftler kann ich dazu nur sagen, dass das wissenschaftlich völlig unbegründet ist, und dass die Verantwortungsträger in den Kirchen genau in einer gegensätzlichen Richtung reagieren müssten, nämlich indem ihre Mitglieder darüber aufklären, dass es sich bei Homosexualität um eine Variante der Natur handelt, an der man nichts verändern muss."

Der Berichterstattung wird außerdem vorgeworfen, sie sei Christen gegenüber intolerant. Tatsächlich kritisiert der Film die intolerante und homophobe Haltung in Teilen der evangelischen Kirche und evangelischer Freikirchen. Vor dem Hintergrund der dargestellten medizinischen Gefahren haben die Medien die Aufgabe, die Kritik von Medizin und Wissenschaft an diesen intoleranten Haltungen abzubilden und wiederzugeben. Toleranz gegenüber Intoleranz würde bedeuten, dass alle Meinungen kritiklos akzeptiert werden müssten.

Produktionsleiter/in
Leonardo de Araujo
Redaktion
Dietmar Schiffermüller
Grit Fischer

Jetzt im Fernsehen

Ben Ahlbeck (Philipp Danne), Rebecca Krieger (Milena Straube), Mikko Rantala (Luan Gummich), Julia Berger (Mirka Pigulla), Dr. Leyla Sherbaz (Sanam Afrashteh), Dr. Theresa Koschka (Katharina Nesytowa), Dr. Emma Jahn (Elisa Agbaglah) und Dr. Elias Bähr (Stefan Ruppe).