Nach Überraschendem Gauck-Vorstoß: Wäre ein muslimischer Bundespräsident gut für Deutschland?

Ein Muslim als deutsches Staatsoberhaupt?

Für Noch-Amtsinhaber Joachim Gauck (76) ist das vorstellbar. Gauck gestern zum Evangelischen Pressedienst: „Das will ich für die Zukunft nicht ausschließen.“

Von elf Bundespräsidenten bisher waren neun Protestanten, zwei Katholiken. Aber Fakt ist: Wer älter als 40 Jahre ist, die deutsche Staatsbürgerschaft und das Wahlrecht hat, kann Bundespräsident werden. Religion gleichgültig.

Wäre die Wahl eines Muslim eine Selbstverständlichkeit? Oder angesichts des aufgeheizten Streits über Zuwanderung und (überwiegend muslimische) Flüchtlinge keine gute Idee?

In BILD diskutieren Politiker.

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann (62): „Ob ein Bundespräsident Christ, Muslim oder Buddhist ist, sollte keine Rolle spielen. Entscheidend ist, dass die Religion nicht über der Verfassung steht.“

SPD-Vize Ralf Stegner (57) sind Geschlecht und Religion nebensächlich: „Wir suchen kommunikationsstarke, integrative Kandidaten.“

Grünen-Chef Cem Özdemir (50): „Na klar geht das. Wir suchen schließlich ein gutes Staats- und kein Religionsoberhaupt.“

Auch Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (60, Linke) ist es „egal, ob Friese, Sorbe, Sinti, Katholik, Protestant, Hindu, Atheist, Veganer, Radfahrer oder Moslem. Denn all das sagt nichts über die Fähigkeit und Persönlichkeit.“

Und der Vize-Präsident des EU-Parlamentes Alexander Graf Lambsdorff, (49, FDP): „Ein Mullah mit Turban ginge gar nicht; aber ein Vertreter des modernen, aufgeklärten Islam, wie in London der Bürgermeister – natürlich.“

Bei CDU/CSU jedoch gibt es entsetzte Reaktionen.

Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer (62, CSU) sagt, er habe kein Problem mit den vier Millionen muslimischen Bürgern im Land. Aber: „Mit so einer Aussage werden die Leute mit Gewalt auf die Palme gebracht, und das ist nicht gut für unser Land.“ Der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch (55) ist entsetzt: „Völlig abwegig!“ Sein Bundestagskollege Karl-Georg Wellmann (63, CDU): „Das wäre in der gegenwärtigen Situation überhaupt nicht angebracht. Das würde die Spaltung der Gesellschaft nur vertiefen.“

Hans-Peter Uhl (72, CSU): „Es kann doch gar keinen Zweifel geben: Niemand darf wegen der Konfession ausgeschlossen werden! In der aktuellen Situation glaube ich aber auch nicht, dass so ein Vorschlag kommen wird.“

AfD-Vize Alexander Gauland (75) geht Gauck direkt an: Der Satz sei „derartig opportunistisch, dass er das ganze vorherige politische Leben von Herrn Gauck Lügen straft“. Ein muslimischer Bundespräsident „würde unsere Gesellschaft weiter polarisieren“.

Nur eines ginge gar nicht: die Eides-Formel „So wahr mir Allah helfe“. Erlaubt ist nur „So wahr mir Gott helfe“. „Hiervon kann nicht abgewichen werden“, teilt das Bundespräsidialamt mit. (flk/hak/pet/rok)

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